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Gebet der Wildgeiß
Herr,
lass mich leben nach meiner Phantasie!
Ich brauche ein wenig wilde Freiheit,
ein wenig Taumel im Herzen
und diesen fremden Geschmack von
unbekannten Blumen.
Für wen wären deine Berge
und dieser Wind von Schnee und von Quellen?
Die Schafe verstehen nichts!
Sie rupfen, sie rupfen
alle und allzeit im selben Sinn
und käuen dann endlos wieder
ihre geschmacklose Gewohnheit...
Ich, ich will springen inmitten deiner
Schöpfung,
über deine Abgründe hinweg,
und, das Maul voller Kräuter ohne Namen,
erschauern vor abenteuerlicher Freude
auf dem Gipfel einer Welt.
Schenke mir...
Schenke mir Gesundheit des Leibes
mit dem nötigen Sinn dafür,
ihn möglichst gut zu erhalten.
Schenke mir eine heilige Seele, Herr,
die im Auge behält, was gut und rein ist,
damit sie sich nicht einschüchtern lässt
vom Bösen,
sondern Mittel findet,
die Dinge in Ordnung zu bringen.
Schenke mir eine Seele,
der die Langeweile fremd ist,
die kein Murren kennt
und kein Seufzen und Klagen,
und lasse nicht zu,
dass ich mir allzu viel Sorgen mache
um dieses sich breit machende Etwas,
das sich Ich nennt.
Herr, schenke mir Sinn für Humor.
Gib mir die Gnade,
einen Scherz zu verstehen,
damit ich ein wenig Glück kenne im Leben
und anderen davon mitteile.