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Mk 6,30-34
16. Sonntag im Jahreskreis
Suche nach dem Glück
Liebe Schwestern und Brüder!
Es ist Urlaubszeit. Zeit zum Entspannen, Zeit zum Loslassen, Zeit zum Erholen. Als die Jünger Jesu von ihrer Arbeit, den Menschen das Reich Gottes zu verkünden – wir haben es letzten Sonntag gehört - , zurückkamen, wollte er ihnen Ruhe gönnen. Sie sollten sich an einem einsamen Ort erholen. Wären da nicht die vielen Menschen gewesen, die auf der Suche waren und ihnen überallhin nachliefen.
Ich glaube wir können uns in die Lage beider Gruppen versetzen, in die Lage der müden Jünger Jesu ebenso wie in die Lage der Suchenden.
Als getaufte und zum Großteil gefirmte Menschen ist uns unser Auftrag, das Reich Gottes anderen Menschen nahe zu bringen wohl bewusst. Mitmenschen am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft, in der Freizeit, in der Familie soll ich mit meiner Art zu Leben begeistern. Wer hat da nicht seine Schwierigkeiten – und wenn es gelingt seine helle Freude mit diesem Auftrag. Wie auch immer, wir Christen wirken oft ziemlich müde und abgekämpft. Alles in allem – wenig anziehend, wenig begeisternd – und doch sind wir eine Herausforderung, ein Zeichen. Und dann sind da die vielen Menschen, die auch heute in unserer Zeit durch die Gegend ziehen auf der Suche nach dem Glück, nach der persönlichen Erfüllung. Welcher Mensch möchte nicht glücklich werden. Menschen suchen ihr Glück auf sehr unterschiedliche Weise. Manche meinen ihr Glück in der Gesundheit zu finden und vollbringen ihr zuliebe wahrhaft heroische Leistungen, wie Fasten oder tägliches Lauftraining; andere wiederum suchen ihr Glück in einem früheren Leben und geben viel Geld aus für Erfahrungen in Wiedergeburtskursen; wieder andere wähnen ihr Glück in den Gestirnen des Himmels und orientieren ihr Leben nach berechneten Sternenkonstellationen; sehr viele Leute häufen Geld an in der Meinung damit glücklich zu werden.
Wie immer – Jesus hat die Leute nicht gefragt warum sie ihm nachgelaufen sind – sie haben ihm nur leid getan in ihrer Orientierungslosigkeit in ihrer Sehnsucht nach einem Leben in Fülle. Er hat sie gelehrt ihr Leben in einen sinnvollen Einklang mit der Schöpfung zu bringen. Er hat den Blick der Menschen geweitet auf ihre wahre Berufung hin.
Es ist gut für uns zur Ruhe zu kommen um Kraft zu empfangen für die Zeiten in denen wir wieder stärker gefordert sind. Jesus begegnen zu können ist Gnade und Geschenk. Diese Begegnung können wir nicht erzwingen, doch wenn wir dran bleiben, wir es sich uns nicht verweigern.
Es war einmal ein Prophetenschüler, der wollte aus ganzem Herzen Gott begegnen. Sein Meister sagte ihm, er solle am nächsten Tag in den Wald gehen und er werde Gott begegnen. Am nächsten Morgen ging der Schüler voller Erwartung in den Wald und versteckte sich in einer Höhle. Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als der Schüler es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.
In dieser Geschichte aus dem Buch der Könige wird deutlich gemacht, dass es der Geduld und des Wartens bedarf – einer inneren Ruhe – die nichts mehr will. Frei sein von allem Stress. Denn wenn wir zivilisierten Menschen sitzen, dann stehen wir schon und wenn wir gehen laufen wir schon und wenn wir losgehen sind wir schon am Ziel. Ich wünsche uns allen diese innere Ruhe, die uns das Säuseln der Gottesbegegnung hören lässt. Lassen wir uns ein auf die Menschenfreundlichkeit Gottes, die uns in Jesus Christus begegnet.