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Les: Gen 22:1-2. 9a.10-13.15-18
und Röm 8:31b-34 (wird nicht gelesen)
EV: Mk 9,2-10
Lied : „Erbarme dich, erbarm dich mein“ GL 164
Verkehrszeichen: Parkplatz
Parkplätze meines Lebens
Liebe Frauen und Männer!
Im Lied, das wir heute näher anschauen wird eine Sehnsucht beschrieben. Die Sehnsucht nach Stehen bleiben und die Sehnsucht zu sich selbst zu finden. Und dieses gefundene „ich“ dann mit Gott in Verbindung zu bringen und ihm anzuvertrauen.
Das Lied: „Erbarme dich, erbarm dich mein“, schrieb Caspar Ulenberg als junger Kaplan. Er wurde als Sohn evangelischer Eltern geboren und konvertierte nach seinem Studium in Wittenberg zum Katholizismus. 1576 wurde er zum Priester geweiht. Dieses Lied, wie auch viele andere Psalmenlieder Ulenbergs wurden nach dem 2. Weltkrieg von Maria Luise Thurmair überarbeitet und neu herausgegeben. Sie war seit 1963 die einzige Frau in der Hauptkommission zur Vorbereitung des Gesangs- und Gebetsbuches „Gotteslob“. Kein anderer Lieddichter ist im Gotteslob so oft vertreten wie sie.
Das Lied ist eine Nachdichtung des Psalms 51, der zu den großen Bußpsalmen zählt. Es spiegelt die Stufen wieder, die ein Mensch in der Phase seiner Umkehr durchläuft:
- Erkenntnis der eigenen Schuld in der 1. Stophe
- Einsicht in die Sündenverflochtenheit der menschlichen Natur in der 2. Strophe
- Bitte um und Vertrauen auf Vergebung in der 3. Strophe
- Bitte um Kraft und Mut einen neuen und brauchbareren Weg zu gehen und Dank an Gottes Großzügigkeit uns Menschen gegenüber in der 4. Strophe
Zur Neuorientierung meines Lebens zu gelangen verlangt konkrete Schritte, konkrete Handlungen von mir.
Sind sie auch schon einmal in fremden Städten im Kreis gefahren auf der Suche nach einer Parkmöglichkeit? Oder waren sie schon einmal auf der Autobahn unterwegs und eines der Kinder hatte ein dringendes Bedürfnis? Sie sind sich verfahren und müssen sich neu orientieren, eine Karte lesen oder das Ziel neu in das Navi eingeben. Wie sehnt man sich da einen Parkplatz herbei, einen Ort wo man einfach einmal stehen bleiben kann, aussteigen, sich strecken, wo man seinen elementarsten Bedürfnissen nachkommen kann, wo man einfach ein Stück ankommen kann.
Geschwindigkeit verringern, langsamer werden, stehen bleiben, einparken, den Motor abstellen, der mich vorwärts treibt. Umschauen, zurückschauen, vorwärts schauen, sich einfach neu orientieren – jetzt in der Fastenzeit. Ich gehe dem geschäftigen Treiben aus dem Weg, suche Plätze und Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen. Gehe vielleicht auf einen Berg, so wie es schon Abraham, Jesus und seine Freunde getan haben.
Sowohl in der Lesung aus dem Buch Genesis, wie auch im Markusevangelium ist heute die Rede von Menschen die unterwegs sind auf einen Berg, die dann stehen bleiben, Rast machen und in diesem ruhig werden neue Einsichten gewinnen. In Abraham wird die Erkenntnis groß, dass der Gott der Lebenden, der Gott des Lebens nicht den Tod eines Menschen braucht um gütig zu sein. Dem Petrus und den beiden anderen Jüngern kommt die Erkenntnis, dass in Gott die ganze Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint ist. Die Vergangenheit wird symbolisiert durch das Auftreten von Mose und Elija, die Gegenwart wird gekennzeichnet durch das Licht Gottes und die Zukunft liegt im Gehen mit Jesus. Eine so gewaltige Erkenntnis, dass sie am liebsten ihre Zelte aufgeschlagen hätten und geblieben wären. All diese Einsichten, all diese Erkenntnisse können nur reifen in der Ruhe, im Abschalten, im sich Zurücknehmen, im „etwas mit sich geschehen lassen“.
Ein Parkplatz ist kein Abstellplatz. Ein Parkplatz ist auch keine Kreuzung die eine Entscheidung von mir verlangt. Ein Parkplatz ist eine Einladung stehen zu bleiben, vielleicht sogar nur dafür Lebensmittel für die nächsten Tage einzukaufen. Doch wie wichtig ist das. Ich kann von einem Parkplatz aus auch eine Bergtour machen, aber auch einfach nur spazieren gehen oder mich hinsetzen und ausruhen. Vielleicht bleibe ich nur im Auto sitzen und schlafe eine kurze Zeit, damit ich meinen Weg erfrischt und sicherer fortsetzen kann. Die Pause hilft mir Dinge klarer zu sehen, länger und intensiver hinzuschauen. Hilft mir auf Dinge und Handlungen aus dem Blickwinkel der Ruhe zu sehen. Was denke ich, wovon träume ich, wen liebe ich? Jede und jeder hat Punkte und Zonen im eigenen Leben auf die es sich lohnt hinzuschauen. Da wissen sie selbst am besten wo sie hinschauen sollten, wenn sie vielleicht auch nicht gerne mögen.
Wo in meinem Leben habe ich solche Parkplätze, solche Orte, solche Rituale, die mir helfen „herunter zu kommen“ vom Tempo meines Lebens, das oft genug andere vorgeben.
Als Pfarrgemeinde versuchen wir solche Parkmöglichkeiten zu schaffen und hoffen dass Menschen sie nützen, einfach deshalb weil wir Menschen lieben und von Herzen wünschen, dass sie Frieden finden für ihr Leben heute und an vielen Tagen ihres Lebens.
So möge es sein. Singen wir jetzt die 1. – 4. Strophe des Liedes „Erbarme dich, erbarm dich mein“ im Gotteslob auf Nummer 164