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Mk 6,1-6
14. Sonntag im Jahreskreis
Propheten
Jede Zeit hat ihre Prophetinnen und Propheten. Was sind nun Propheten? Sie sind keine Menschen, die die Zukunft voraussagen, die aus Kaffeesud, aus Karten oder Kristallkugeln das Schicksal eines oder mehrerer Menschen ablesen. Propheten sind Menschen, die die Gegenwart mit dem Blick der Liebe prüfen und ihre Mitmenschen auf unheilvolle Entwicklungen aufmerksam machen. Oder heilvolle Entwicklungen erkennen und diese fördern.
Wir alle sind in unserer Taufe zu Prophetinnen und Propheten berufen worden. Viele von uns versuchen als Mütter oder Väter ihre Kinder in prophetischer Voraussicht auf Heilswege zu führen, andere von uns versuchen an ihrem Arbeitsplatz in oder in ihrer Nachbarschaft als Prophetinnen und Propheten zu wirken und erfahren wie Jesus in seiner Heimat Ablehnung und Unverständnis.
Im heutigen Evangelium wird ein psychologisches Phänomen angesprochen - je bekannter und vertrauter sich Menschen und wohl auch Institutionen sind, desto schwieriger ist es, dass sie sich gegenseitig korrigieren und andere, bessere Wege aufzeigen. Da heißt es gleich: "Was will die, will der mir sagen bei seiner Vergangenheit. Ist er vielleicht etwas Besseres als ich?
Jesus hat sich in diesem Fall auf gar keinen Streit und keine Wortgefechte eingelassen. Er, der Prophet der Propheten ist bei seinen Leuten nicht angekommen.
Ist das für uns alle in unserem Prophetendasein nicht eine große Entlastung? Zugleich ist es ein Auftrag an uns, so wie Jesus selbst, auf andere Menschen zuzugehen und sie aufmerksam zu machen auf die Zeichen unserer Zeit und ihnen heilend entgegen zu gehen.
Wenn wir die europäische Kirche als eine Prophetin sehen, so können wir sagen, sie hat gerade das gleiche Problem wie Jesus in seiner Heimat. Die Kirche ist rundherum bekannt und es wird ihr durchaus viel Kompetenz und Weisheit zugestanden. Aber die Menschen nehmen Anstoß an ihr und sagen: "Ist das nicht die Kirche der Kreuzzüge, die Kirche der Inquisition, die reiche Kirche, die Männerkirche, die Gesetzeskirche, die Vatikankirche" und sie suchen ihr Heil in der Esoterik, in der Selbsterfahrung oder in anderen Religionen, die sie nicht kennen. Diesen Propheten glauben sie.
Was soll die männliche Prophetin Kirche in ihrer Situation tun? Sich nur über den Unglauben der Menschen zu wundern ist zu wenig. Da muss auch unsere liebe Prophetin Kirche noch einige Schritte tun.
Wohin soll sie gehen? ----------------- Vielleicht sollte sie ihr Outfit ändern? Vielleicht sollte sie weggehen und als Frau zurückkommen. Niemand würde sie wieder erkennen und sie wäre wieder eine große Prophetin.
Der Evangelist Markus hat uns als Prophetinnen und Propheten eine Hilfe zu bieten: Ein prophetischer Mensch, der mit seinem Auftrag bei den Seinen nicht ankommt, sollte sich nicht verbeißen und verbittern, sollte sich nicht krank machen in seinem Zorn über so viel Unverständnis. Vielmehr, sollte er, wie unser Herr Jesus neue Wege suchen und gehen. Nur wenn ich als Mensch aufbreche und weggehe, kann ich auch wieder irgendwo ankommen.