Osternacht 2013

Ich hab nichts zu verlieren

Eine Nacht der Superlativen und der kühnen Bilder erleben wir gerade. Wir erinnern uns mit den biblischen Texten an die liebende Zuwendung Gottes zu seinem schöpferischen Tun. Alles was er gemacht hatte war gut.

Wir erinnern uns an den befreienden Gott, dem die Hilferufe der Menschen nicht egal sind.

Wir erinnern uns an Gott als Retter vor Verfolgung, Krankheit und Tod, als einen, dem das Leben der Menschen ein großes Anliegen ist.

Wir erinnern uns an den Gott der als schutz- und wehrloses Kind in seine Welt kam. Seine Welt hat ihn nicht als einen von ihnen erkannt, sie haben in getötet und wollten ihn so wieder loswerden.

Heute Nacht feiern wir diesen Menschen Gott, der sich durch den Tod nicht abhalten ließ der Lebendige zu sein. Er hat durch seine Auferstehung unser Leben um eine Dimension bereichert, die Dimension der nahen Welt Gottes.

Was glauben wir, wenn wir Auferstehung hören? Was kommt uns in den Sinn? Fragen, die noch mehr neue Fragen aufwerfen. Wer hat schon beschreiben, malen, gestalten können was Auferstehung ist. Viele Versuche hat es schon gegeben diesem Geheimnis nahe zu kommen. Je wissenschaftlicher, je akribischer wir uns diesem Glaubensinhalt nähern, desto ferner ist er uns. Wir feien ein Geheimnis, etwas, das wir nicht verstehen, wir feiern etwas woran wir glauben, was wir lieben, was unser Leben immer wieder neu schafft. Wir dürfen leben als immer wieder Gerettete, als solche, die nichts zu verlieren haben, als solche die vor dem Tod nicht mehr zu vergehen brauchen.

In einem Werbespot sagt ein bekannter Österreicher mit einer roten Kappe: “Ich hab nichts zu verschenken!“

Unser Werbespot als Christen könnte lauten: „Ich hab nichts zu verlieren!“ Mit diesem Motto im Herzen sind wir zu allem fähig, sind wir fähig die Schöpfung zur Vollendung zu führen.

Mit diesem Motto sind wir eins mit unserem neuen Papst Franziskus, der eine Kirche vor sich sieht, die sich in erster Linie um die kümmert, deren Leben am Boden liegt, die nicht wissen was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Wir werden fähig zu einer Kirche die sich nicht ständig in den Spiegel schaut und sich streichelt und sagt wie gut sie doch ist.

Wenn ich nichts zu verlieren habe kann ich zu Armen und Kranken gehen, zu Suchtkranken und Gefangenen, zu Andersgläubigen ebenso wie zu Migranten. Ich kann Sterbenden beistehen und mit Menschen reden die mir Angst machen. Ich habe nichts zu verlieren. Wenn ich wirklich nichts zu verlieren habe kann ich Nein sagen zu den Zwängen die wir uns gegenseitig auferlegen, kann ich nein sagen zu den diskriminierenden Aussagen meiner Arbeitskollegen oder Mitreisenden in der Straßenbahn oder im Zug.

Weil ich nichts zu verlieren habe kann ich ja sagen zu offenen Grenzen, kann ich ja sagen zu einer Umgestaltung der kirchlichen Ämter, kann ich ja sagen zu neuen Formen der Verkündigung des Evangeliums, kann ich ja sagen zur Öffnung aller kirchlichen Ämter für Frauen genauso wie für Männer.

Viel in unserer Kirche hat sich schon verändert – und das ist erst der Anfang – viel wird sich noch ändern. Unser Glaube wird dabei der gleiche bleiben, unsere Hoffnung und unsere Liebe auch. Doch wo, wann und mit wem wir in Hinkunft beten und feiern ist noch offen. Wir werden offenen Herzens darauf zugehen, denn wir haben nichts zu verlieren!

Seid wir immer wieder glaubend bekennen, dass Jesus größer und mächtiger ist als der Tod wissen wir: Wir haben nichts zu verlieren! Jetzt lade ich euch alle ein wie bei jeder heiligen Messe nach unserem Codewort, „Geheimnis unseres Glaubens“ gemeinsam zu bekennen: Deinen Tod o Herr verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir bis du kommst in Herrlichkeit.