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Lk 10,38-42
16. Sonntag im JK– Lesejahr C
„Maria hat den guten Teil erwählt!“ heißt es im heutigen Evangelium. Wer möchte nicht den guten, den besseren Teil erwählen? Schon in der Schule tat es uns gut, die bessere Note zu erringen. Auch in der Berufsausbildung! Und später? Immer haben wir versucht, das Beste, das Optimale aus unserem Leben zu machen.
Um allen Missverständnissen entgegenzuwirken: Natürlich muss gearbeitet werden! Wer sonst kocht das Essen, putzt das Haus, verdient das Geld, bügelt die Wäsche und sorgt dafür, dass das Leben einigermaßen rund läuft? Und das geht nicht immer leicht von der Hand. Wir müssen uns plagen und schwitzen; früh aufstehen und oft noch bis in die Nacht hinein arbeiten. Dabei ärgern wir uns, wenn etwas nicht so gelingt wie wir es uns vorstellen.
Im Evangelium steht heute Jesu Einladung an uns: uns zu Jesu Füßen setzen. Also dass Wort Gottes hören, beten, sich einlassen auf den Weg und die Gedankenwelt Jesu. Also ein bewusst religiöses Leben führen.
Doch wie bringen wir es auf die Reihe, Arbeiten und „zu den Füßen Jesu sitzen“? Wie soll das gehen? Ich glaube, dass die Lösung in diese Richtung geht:
Im Laufe meines Lebens bin ich mehreren Menschen begegnet die mich auf eine besondere Art und Weise fasziniert und angezogen haben. Diese Menschen hatten eines gemeinsam: Sie gaben diesem „Jesus zu Füßen sitzen“ in ihrem Leben Raum. Sie haben neben der vielen Arbeit als Eltern, als Alleinerziehende, als Alleinverdienende, als Menschen in Leitungsfunktionen sich die Zeit genommen für das tägliche Gebet, die tägliche geistliche Lesung oder für den Besuch der heiligen Messe. Indem sie sich diese tägliche Auszeit genommen haben, sind sie auch mit ihrer Arbeit fertig geworden.“ Das ist eine Logik, die jeder Zeiteinteilung wiederspricht. Warum? Ich denke, diese Menschen haben gespürt worauf es im Alltag ankam: was wichtig war zu tun, was unwichtig war; was wohl Gottes Wille war und was sie getrost fallen lassen konnten, weil man sich es nur einbildete, dass es wichtig sei. Die tägliche Zeit für Gott öffnete ihr Herz. machte es vertrauensvoller, erfüllte ihr ganzes Sein mit größerer Liebeskraft und Gelassenheit. So lebten sie, meine ich, den Alltag auch - wie zu den Füßen Jesu - und erwählten so das Bessere. Der große Teil unseres Lebens ist es den Dienst der Marta zu tun. Wenn wir aber der Maria in uns immer wieder Raum geben wird uns das Marta sein besser gelingen. Ich denke sogar, dass viel weniger Menschen krank werden würden, würden sie für sich öfters den besseren Teil erwählen, würden sie sich Zeit für ihr unruhiges Herz nehmen.
Wir tragen beide Anteile in uns und beide sind wichtig, machen sie doch unser Leben aus. Es braucht eine gute Balance zwischen Marta und Maria in unserem Alltag. Der Marta-Anteil kommt selten zu kurz. Wir laufen eher Gefahr uns in diesem Anteil zu verlieren, obgleich er existenziell wichtig ist. Der Maria-Anteil ist still und drängt sich nicht auf. Es ist der scheinbar nicht-produktive Teil unseres Lebens und muss sich immer wieder die Frage gefallen lassen: Was bringt das? Der Maria-Anteil nimmt nicht so viel Raum und Zeit ein und wird dadurch leicht übersehen und sehr oft von uns selbst aus dem Alltag verdrängt. Diesem Anteil in uns müssen wir aber Raum im Leben geben um nicht an der Selbsterhaltung allein zugrunde zu gehen.
Das Bessere erwählen, das Optimum: immer wieder zu Füßen Jesu sitzen. Die Kirche bietet dazu viele Hilfen und hat zahlreiche Angebote bereit. Vielleicht gelingt es durch eine intensive persönliche Freundschaft mit Jesus im Gebet, im Gottesdienst, im geistlichen Gespräch, in der Meditation um dann die Kraft zu finden, den Alltag aus einer inneren Beziehung mit Jesus heraus zu einem gelungenen Stück Leben werden zu lassen. Das – so verheißt es Jesus - soll uns dann nicht mehr genommen werden.